Gefahrgutzüge sind so genannte Einheiten des erweiterten Katastrophenschutzes. Dies bedeutet, dass die Ausrüstung zentral vom Bund beschafft und unterhalten wird. Der Gefahrgutzug gehört somit zum Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK).
Der Bund hat jedem Landkreis einen Gefahrgutzug zur Verfügung gestellt, um die zugedachten Aufgaben zeitnah vor Ort erfüllen zu können. Ursprünglich gegründet wurden die Gefahrgutzüge (damals „ABC-Züge“) für den Einsatz im Verteidigungsfall. Die Aufgaben des Gefahrgutzugs lagen damals in der Dekontamination von Gegenständen und Personen sowie dem Aufspüren von militärischen Kampfstoffen. In der heutigen Zeit, in der ein Verteidigungsfall nicht mehr gleichermaßen wahrscheinlich ist, hat sich die Zuständigkeit des Gefahrgutzugs geändert.
Die Terroranschläge am 11. September 2001 und nachfolgende Ereignisse sind nicht spurlos vorbeigegangen und haben den Punkt „Aufspüren von Kampfstoffen“ wieder einfließen lassen. Daher liegt die Zuständigkeit heute im Schutz der Bevölkerung vor ABC-Gefahren und bei der Unterstützung der Feuerwehren in allen Einsatz-/Katastrophenfällen, in denen ein gefährlicher Stoff zum Tragen kommt:
- Schutz der Personen im Gefahrenbereich (Verhaltenshinweisen für Einsatzkräfte und ggf. die Bevölkerung, Bereitstellung von Schutzkleidung für die Einsatzkräfte)
- Schnelle Detektion und Identifikation der Gefahr
- Gegenmaßnahmen bei Kontakt mit einem Gefahrstoff
Der Gefahrgutzug hat die Messtechnik und das passende Equipment, um festzustellen ob eine Verunreinigung bzw. Gefahr vorliegt. Er hat vor Ort Zugriff auf Nachschlagewerke, um schnell notwendige Zusatzinformationen parat zu haben. Ebenso hat er auch die Technik, um diese dann auch zu beseitigen (Dekontamination). Damit ist der Gefahrgutzug bei Gefahrguteinsätzen von Feuerwehren eine perfekte Unterstützung.
Ebenso werden regelmäßig sogenannte Nullpunktmessungen gemacht, bei denen die natürliche Strahlung der Umgebung gemessen und aufgezeichnet wird. Jede kleinste Veränderung wird sofort bemerkt. Wenn Sie also das Umwelt-Messfahrzeug (ABC-Erkunder/GW-Mess) mit dem Schild „Achtung Messfahrt“ sehen, sind wir mal wieder auf einer Messfahrt zu Ihrem Wohle.
Alle Gefahrgutzug-Mitglieder sind bei einer normalen Feuerwehr voll aktiv und ausgebildet und haben zusätzliche, spezielle Ausbildungen für die Aufgaben im Gefahrgutzug erhalten. Somit können Sie diese Aufgaben fachmännisch bewerkstelligen und stehen als Spezialisten für Gefahrguteinsätze aller Art zur Verfügung.
Der Gefahrgutzug kann jederzeit im Bedarfsfall von den Feuerwehren der Gemeinden des Alb-Donau-Kreises angefordert werden. Er steht also allen im Alb-Donau-Kreis zur Verfügung. Bei größeren Schadenslagen bzw. Bedrohungen ist ein Zusammenarbeiten mehrerer Gefahrgutzüge überregional vorgesehen.
Aufgaben des Gefahrgutzugs im Überblick
- Misst, spürt und meldet radioaktive, biologische und chemische Kontaminationen und nimmt Proben
- Kennzeichnet und überwacht kontaminierte Gebiete
- Ermöglicht den Einsatzkräften die Gefahren besser zu beurteilen
- Kann bei Großbränden eine eventuell niederschlagende Schadstoffwolke analysieren und die Bevölkerung warnen
- Dekontaminiert Menschen und bei Bedarf Sachen
- Wirkt bei der Dekontamination Verletzter mit
- Führt bei Bedarf Geländedekontaminationen durch
- Wirkt bei der Trinkwasseraufbereitung und dem Transport mit
Ebenso stellt der Gefahrgutzug bei Großbränden auch Unterstützung im Bereich Atemschutz der Feuerwehr Ehingen zur Seite. Sowohl als Atemschutztrupp als auch zur Materialausgabe und -überwachung.
Kleine Auswahl an Einsätzen
- Probennahme einer unbekannten Substanz in einem See
- Messung einer unbekannten Flüssigkeit, die bei Bauarbeiten aufgefallen ist
- Strahlenschutzmessung in einem anderen Landkreis
- Großbrand in einer Firma, in der Aluminium eloxiert wird: pH-Messungen vor Ort (auch Löschwasser) sowie Luftschadstoffmessungen
- Großbrand in Laichingen: Luftschadstoffmessungen in der Innenstadt
- Einsatz auf der A8: LKW mit Gefahrgut
- Auslaufendes Gefahrgut bei einer Speditionsfirma
- CO2-Löschanlage ausgelöst: Messungen durchgeführt
- Vor-Ort-Einsatzbereitschaft mit dem ABC-Erkunder beim NATO-Gipfel in Baden-Baden
- SO2-Austritt bei einer Firma (Messauftrag)
Übungen
Etwa alle drei Wochen treffen sich die Mitglieder des Gefahrgutzugs zu einer Übung. Im Winter stehen im Normalfall theoretischer Unterricht und im Sommer praktische Übungen auf dem Programm. Einmal im Jahr findet auch eine Hauptübung statt. Diese unterscheidet sich von den normalen Übungen darin, dass hier ein echter Einsatz ohne vorheriges Wissen über die Einsatzlage geübt wird.